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Dominique Venner: der „Unbeugsame“

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Dominique Venner (2010) - Foto Radio Courtoisie — http://radio-courtoisie.over-blog.com/article-11770526.html

Dominique Venner (2010) – Foto Radio Courtoisie — radio-courtoisie.over-blog.com/article-11770526.html[/caption]

Leben heißt kämpfen gegen das, was mich verneint. Rebell zu sein heißt nicht, ganze Sammlungen von nonkonformen Büchern zu haben, von fantastischen Verschwörungen zu träumen oder vom Partisanenkrieg in den Karpaten. Rebell sein heißt, seine eigene Norm zu sein, aus Treue zu einer höheren Norm. Sich aufrecht halten vor dem Nichts. Darauf achten, nie von seiner Jugend zu genesen. Lieber sich die ganze Welt zum Feind machen, als zu Kreuze zu kriechen. Bei Rückschlägen nie die Frage nach der Zweckmäßigkeit des Kampfes stellen. Man handelt, weil es unwürdig wäre, sich geschlagen zu geben. Lieber kämpfend sterben als sich ergeben.

Die erste Tat eines Unbeugsamen besteht immer darin, sich von der Angst oder der Faszination der Wörter zu befreien. Wörter beschwören Bilder herauf, die ermunternd oder schädlich, verwirrend oder berauschend sein können. Wörter wirken verführerisch, heimtückisch oder einschüchternd. Durch sie vermag ein herrschendes System die Menschen, die es ausschalten will, einzufangen, noch lange bevor es zu drastischeren Mitteln greift. Indem man seinem Gegner einen Namen gibt, den man selbst gewählt hat, kann man sich ihm gegenüber durchsetzen, ihm ohne sein Wissen die eigenen Spielregeln aufzwingen, seine Aussschaltung vorbereiten oder, umgekehrt, sich seinem Zugriff entziehen. Kaiser Julian, Macchiavelli, Voltaire, Nietzsche oder Solschenizyn haben nicht anders gehandelt, um frei zu werden.

Wörter sind Waffen. Seinen Wortschatz selbst auszuwählen, sich erst recht einen Namen zu geben, heißt, seine Existenz, seine Selbstständigkeit, seine Freiheit zu behaupten. Daher können wir den Begriff „Unbeugsame“ voll in Anspruch nehmen.

Zwischen dem Unbeugsamen und der Legitimität besteht ein inneres Verhältnis: Der Unbeugsame versteht sich als Widerstand gegen etwas, das er als illegitim wahrnimmt. Im Angesicht der institutionalisierten Lüge oder der Ruchlosigkeit ist er sein eigenes Gesetz, aus Treue zur verhöhnten Legitimität. Die Aufsässigkeit ist zuallererst Sache des Geistes, noch ehe sie zu den Waffen greift.

Aus: Dominique Venner, Ein Samurai aus Europa. dominique-venner.net/


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